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Empfang für Nachfahren jüdischer Familien
Nach „Stolperstein“-Verlegungen in Heilbronn
Zu einem Treffen zweier weltweit verstreuter, ehemals jüdischer Heilbronner Familien hat die heutige Verlegung von Stolpersteinen in Heilbronn geführt. Bei dem „Stolperstein“-Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig werden in den Gehsteig vor dem letzten frei gewählten Wohnort eines NS-Opfers Messingsteine mit Lebensdaten eingelassen. Zu diesem Anlass haben sich in Heilbronn rund 30 Nachfahren zweier im Dritten Reich verfolgter Familien – zum Teil erstmals – zusammengefunden. Im Anschluss begrüßte Oberbürgermeister Harry Mergel die beiden Gruppen bei einem Empfang im Rathaus.
„Sie werden bei der Verlegung der Stolpersteine Trauer empfunden haben, vielleicht auch Wut. Bei uns überwiegt mehr die Scham. Aber auch die Dankbarkeit, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind“, sagte OB Mergel, der die Besucherinnen und Besucher in seinem Amtszimmer willkommen hieß. „Wir können das damalige Geschehen nicht rückgängig machen. Aber wir wollen zeigen, dass wir uns auch im Jahr 2019 noch zu unserer Verantwortung bekennen – unsere Hauptaufgabe ist, dafür zu sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt.“ Daher habe das Stadtarchiv bereits vor einigen Jahren den Chronik-Band 1933 bis 1945 veröffentlicht, derzeit entstehe dort auch eine Dissertation zur Frage, welche personellen Kontinuitäten es zwischen dem Nationalsozialistischen Unrechtsregime und der frühen Bundesrepublik gab. Zudem habe die Stadt die Erinnerung an die Reichpogromnacht vom 9. November 1938 in den offiziellen Gedenkkanon aufgenommen.
Zustande gekommen sind die Familientreffen durch die ehrenamtlichen Vorarbeiten von Karl-Heinz Vetter und Heidemarie Leins. Beide haben aus unterschiedlichen Gründen in Massenbachhausen und Bretten historische Recherchen betrieben und sind dabei auf die jeweiligen Familienschicksale gestoßen.
Durch das private Engagement Vetters konnte bei der Familie Hochherr – Stolperstein in der Frankfurter Straße 39 – eine Mailingliste mit 40 Namen von Verwandten Bernhard Hochherrs und seiner Tochter Grete Hochherr erstellt werden, zu denen Angehörige aus Kanada, USA, Großbritannien, den Niederlanden, Italien, Südafrika und auch Deutschland zählen. Über 20 von ihnen haben sich nun zum Großteil erstmals getroffen.
Die Angehörigen der Familie Hanauer – Stolperstein in der Cäcilienstraße 26/1 – sind zum Großteil aus Israel angereist. „Drei Generationen aus unserer Familie stehen heute hier vor dem damaligen Haus unserer Vorfahren, die Opfer der Scho‘ah geworden sind“, formulierte Ravit Babiacki, die Enkelin Manfred Hanauers, der Deutschland bereits 1935 verlassen hatte.