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Gute Ausgangsposition für Wärmewende
Kommunaler Wärmeplan für Heilbronn liegt vor
Heilbronn könnte theoretisch seinen gesamten Wärmebedarf durch erneuerbare Energien lokal decken. Zu diesem Ergebnis kommt der am Donnerstag, 21. Dezember, im Gemeinderat behandelte Kommunale Wärmeplan der Stadt Heilbronn (KWP), bei dem es darum geht, die Heizinfrastruktur klimaneutral umzubauen. Auf mehr als 100 Seiten verdeutlicht der Wärmeplan, dass die Wärmewende unter bestimmten Voraussetzungen in Heilbronn möglich wäre und Heilbronn durch bestehende Wärmenetze sowie eine aktive Akteursgemeinschaft in einer guten Startposition ist. So könnte ein großer Beitrag zum Erreichen des Zieles aus dem Klimaschutz-Masterplan, bis 2035 treibhausgasneutral zu werden, geleistet werden. Über Wärmenetze können gleich mehrere angeschlossene Gebäude mit Wärme zum Heizen und für Warmwasser über Rohrleitungen und Übergabestationen versorgt werden.
„Der Kommunale Wärmeplan ist ein strategischer Plan, mit dem Ziel, den Wärmebedarf und die Wärmeversorgung auf kommunaler Ebene zu optimieren“, sagt Dr. Bettina Schmalzbauer, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Heilbronn. Er ist spezifisch auf Heilbronn zugeschnitten und analysiert primär die Bereiche Gebäude und Wärme.
Fast die Hälfte aller Gebäude
in Heilbronn mit niedriger Energieeffizienz
Grundlage der Kommunalen Wärmeplanung ist eine umfassende Datenabfrage und -analyse der Ist-Situation. Demnach sind mehr als 89 Prozent der Gebäude in der Stadt Wohnhäuser. Industrie-, Gewerbe- und öffentliche Gebäude machen einen deutlich kleineren Anteil aus und spielen bei der Wärmewende deshalb nur eine untergeordnete Rolle. Mehr als drei Viertel der Gebäude wurden vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 gebaut. Das spiegelt sich in einer sehr hohen Anzahl von Gebäuden mit niedriger Energieeffizienz wider. Basierend auf Verbrauchswerten wurde ermittelt, dass rund 46 Prozent, also fast die Hälfte aller Gebäude, zu den ineffizienten und unsanierten gehören. Energetische Sanierungen könnten diesen Anteil deutlich reduzieren und die Gesamteffizienz des Gebäudebestands signifikant verbessern.
Ähnliche Zahlen förderte auch die Auswertung der Kehrbuchdaten der Bezirksschornsteinfeger zu Tage: Von den 19 031 installierten Heizsystemen sind fast 19 Prozent der Systeme älter als 30 Jahre und knapp 47 Prozent liegen im Altersbereich von 15 bis 30 Jahren. Die Wärmeerzeugung wird zu etwa 95 Prozent aus fossilen Quellen (größtenteils Erdgas, gefolgt von Kohle und Öl sowie von Nah- und Fernwärme) gedeckt. Biomasse, Strom und LNG tragen nur geringfügig zur Versorgung bei. Der Fokus der Wärmewendestrategie sollte daher auf der Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern liegen, die durch die Optimierung und den Ausbau bestehender Wärmenetze, den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen sowie die Bereitstellung von Biomasse erreicht werden kann. Der Gesamtwärmebedarf im gesamten Stadtgebiet Heilbronn beträgt 1525 GWh/a (64,6 Prozent Wohngebäude, 17,2 Prozent Industrie, 11,9 Prozent Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie 6,3 Prozent öffentliche Bauten).
Steigerung der Energieeffizienz und
Erneuerbare Energien als Chance
Bei der umfassenden Flächenanalyse zur künftigen Wärmeerzeugung kam heraus, dass eine kluge Kombination der Steigerung der Energieeffizienz und des Ausbaus der Erneuerbaren Energien notwendig ist, um die Wärmewende zu schaffen. Schwerpunkte liegen in der Strom- und Wärmeerzeugung. Für die Stromerzeugung könnten in Heilbronn vor allem Windkraft und Freiflächenphotovoltaik von Bedeutung sein, aber auch der Ausbau von Dachflächen-PV in Kombination mit einer Wärmepumpe. Die Potentiale für die Wärmeerzeugung sind im Stadtgebiet räumlich sehr heterogen verteilt und liegen insbesondere im Bereich der Solarthermie, Luftwärmepumpen und vielen individuellen Teillösungen wie Biomasse, oberflächennahe Geothermie, Abwärme oder Flusswärmepumpe für Wärmenetze. Zugleich ist besonders im Wohnbereich ein hohes energetisches Sanierungspotential vorhanden (Fenster, Fassade, Dach, Kellerdecke).
Den Ausbau von Wärmenetzen (Fern- und Nahwärme) sieht der Kommunale Wärmeplan als Schlüssel der Wärmewendestrategie insbesondere im verdichteten Innenstadtbereich in Heilbronn. Dafür wurden 13 Eignungsgebiete identifiziert, die dafür grundsätzlich passend wären. Für sechs der Eignungsgebiete, die sich in der Heilbronner Innenstadt, Böckingen und Neckargartach befinden, wird ein Umsetzungsbeginn innerhalb der nächsten fünf Jahre empfohlen. Der Ausbau wird in mehreren Phasen erfolgen und von verschiedenen Faktoren abhängig sein. Wird ein Wärmenetz auf erneuerbare Energien umgerüstet, heizen je nach Größe des Gebiets im Idealfall viele tausende Haushalte auf einen Schlag klimaneutral. Daher wird im kommunalen Wärmeplan auch auf die Notwendigkeit von Transformationsplänen der Energieversorger verwiesen. Denn der Ausbau der Wärmenetze liegt primär in der Hand der Energieversorger, wie zum Beispiel der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG). Diese informieren über die Wärmenetzanschlüsse und Ausbaupläne.
Für alle Gebiete die außerhalb der Eignungsgebiete liegen (wie Biberach, Kirchhausen, Frankenbach, Klingenberg, Horkheim) ist es laut Wärmeplan eher unwahrscheinlich, dass sie in den nächsten Jahren an ein Wärmenetz angeschlossen werden. Hier empfiehlt der Wärmeplan insbesondere die energetische Sanierung der Gebäude und einen Anschluss an beispielsweise eine Wärmepumpe.
Strategische Planungsbasis,
nicht verpflichtende Anweisungen
Wichtig ist, dass der Wärmeplan als strategische Planungsbasis und nicht als verpflichtende Anweisung zu verstehen ist. Alle Maßnahmen sind als Orientierung und als Ausgangspunkt für weiterführende Überlegungen in der städtischen und energetischen Planung zu verstehen und insbesondere auch für die Energieversorger zur Umsetzung von Machbarkeitsstudien von Bedeutung. Anwohnerinnen und Anwohner können sich frühzeitig direkt bei ihrem Energieversorger informieren oder aber auch eine Erstberatung zur energetischen Sanierung in der Energieagentur Heilbronn anfragen. Sobald konkretere Pläne zum Ausbau der Wärmenetze bestehen, werden Anwohnerinnen und Anwohner rechtzeitig unterrichtet und eingebunden. „Uns ist wichtig, dass sowohl Immobilienbesitzer als auch Energieversorger Klarheit bekommen. Je größer die Nachfrage für dekarbonisierte Wärmenetze ist, desto wahrscheinlicher ist der Ausbau im jeweiligen Gebiet“, sagt Bettina Schmalzbauer. „Aktuell haben wir eine Zielvorstellung erarbeitet, den Weg dahin müssen wir gemeinsam gehen.“
Die Stadtverwaltung wird alle zwei Jahre über die Fortschritte des Ausbaus der Wärmenetze in Heilbronn informieren. In Zukunft soll der Kommunale Wärmeplan mindestens alle sieben Jahre aktualisiert werden, um eine Anpassung an neue Technologien und politische Entscheidungen zu ermöglichen.
Zur Erstellung einer Kommunalen Wärmeplanung war Heilbronn laut Klimaschutz- und -anpassungsgesetz des Landes Baden-Württemberg bis Ende dieses Jahres verpflichtet. Die Kosten für die Erstellung des Wärmeplans wurden vom Land übernommen.
Weitere Informationen sowie der Kommunale Wärmeplan als Download unter www.heilbronn.de/waermeplanung