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Besondere Idylle am Rand der Großstadt

Wo sich Feuersalamander, Eisvogel und Wald-Geißbart begegnen

Naturschutzgebiet Köpfertal ist 40 Jahre alt

Nur 2,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt birgt das Köpfertal eine große Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Seit 40 Jahren ist die idyllische Oase mit dem Köpferbach Naturschutzgebiet und ein beliebter Ort zum Erholen und Krafttanken. Es bietet viele spannende Einblicke - auch in die Kulturgeschichte Heilbronns. 

Auf dem geschwungenen Holzsteg über die flache Wasserfläche bleibt Wolf-Dieter Riexinger stehen. Der Erlensumpfwald mit dem hoch anstehenden Grundwasser sei charakteristisch für das Köpfertal, erklärt der Ökologe der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Heilbronn. Efeu rankt sich an den Baumstämmen empor, in den Kronen sind kugelartige Misteln zu erkennen. „Das ist sehr selten auf Erlen, häufiger auf Weiden und Apfelbäumen“, sagt Riexinger. Ein paar Meter weiter zeigt er auf Rote Johannisbeere und Sumpfdotterblume als typische Arten des Sumpfwaldes. 
 

Eldorado für Amphibien

40 Jahre ist das Naturschutzgebiet Köpfertal alt, und Riexinger kennt die Besonderheiten aus dem Effeff. Als „Eldorado für Amphibien“ bezeichnet er das baumreiche Tal, das wegen seiner Vielfalt an Pflanzen, Tieren und seinem schattigen Charakter beliebt ist. Angenehm kühl im Sommer, mit dem plätschernden Köpferbach, vielstimmigem Vogelgezwitscher und bunten Pflanzen in großer Zahl. Als das Regierungspräsidium Stuttgart das 32 Hektar große Köpfertal im Januar 1985 unter Schutz stellte, lautete der Schutzzweck: „Erhaltung des Tales mit mehreren Feuchtgebieten und naturnahem Schluchtwald sowie einer Felsklinge aus faunistischen und vegetationskundlichen Gründen.“ 

Besondere Artenvielfalt und Klimawandel

Die vielen Arten kennt Riexinger genau. Bei den Amphibien gebe es „das ganze Spektrum“ von Erdkröte, Gras- und Teichfrosch über Bergmolch und Feuersalamander bis zur Gelbbauchunke. Seltene, geschützte Arten wie Hirschkäfer, Steinkrebs oder die Libellenart Spitzenfleck leben hier ebenso wie Biber, Ringelnatter oder der Große Schillerfalter. Auch Eisvogel oder Schwarzspecht kann man beobachten. 
Bei den Pflanzen sind zum Beispiel Moschuskraut, Blutweiderich, Ährige Teufelskralle, Gelappter Schildfarn, der Gefleckte Aronstab oder der Wald-Geißbart zu bewundern – Letzterer typisch für schattigkühle Standorte. Der Klimawandel macht auch vor dem Köpfertal nicht halt. Vor einigen Jahren hat sich die wärmeliebende Orchideenart Bienen-Ragwurz hier angesiedelt, die eigentlich auf sonnenverwöhntem Kalkmagerrasen beheimatet ist. 

Von der Köpferquelle mit Kapelle bis zu hunderten Kopfweiden

Ein kultureller Höhepunkt im oberen Tal ist die Köpferanlage samt der sandsteinernen Kapelle mit dem Mönchskopf, zu deren Füßen die eingefasste Quelle des Köpferbachs in ein kleines Becken plätschert. Glasklar ist das Wasser des Baches, der sich in kleinen Schlingen durch das Tal zieht. Er darf im Schutzgebiet ausbrechen und beiderseits des Weges Tümpel, Sümpfe und neue Seitenarme füllen. Imposanter Bestandteil der Köpferanlage ist auch der ehemalige Musikpavillon mit dem Hinweis auf die Köpfersage. Vom Verschönerungsverein Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Verfall bewahrt, wurde die Anlage in den 2000erJahren durch den Einsatz von Grünflächenamt und Verkehrsverein erneut saniert. Ein paar Meter weiter den Hang hoch liegt majestätisch ein ehemaliges Naturdenkmal: der mächtige Stamm der Kepplereiche, eine rund 300 Jahre Stieleiche, die wegen Fäulnisbildung und Astbruchgefahr im Jahr 2006 „schweren Herzens“ gefällt werden musste, wie Riexinger berichtet.

Gut zwei Kilometer weiter talabwärts fallen markante Kopfweiden ins Auge, deren letztjährige Triebe gerade zurückgeschnitten wurden. Hunderte Weiden prägen hier die Landschaft, die zu einem großen Teil von NABU und BUND ehrenamtlich gepflegt werden. Durch das Zurückschneiden der biegsamen, einjährigen Triebe bilden sich die typischen kopfartigen Verdickungen am Stammende aus, erklärt der Ökologe. Früher wurden diese jungen Triebe auch zum Binden der Reben in den Weinbergen eingesetzt. Somit seien diese Flächen „ein Stück historische Kulturlandschaft“.

Wert für die Großstadt

Für Oberbürgermeister Harry Mergel ist das Köpfertal nicht nur ein besonderes Natur-Kleinod. Man brauche in einer dynamisch wachsenden Großstadt wie Heilbronn mit einer starken Wirtschaftskraft solche Flächen auch als Gegenpole zu Industrie, Gewerbe und bebautem Stadtraum. Orte, an denen Flora und Fauna Raum gegeben wird. Fünf Naturschutzgebiete gibt es insgesamt in Heilbronn. Neben dem Köpfertal noch den Prallhang des Neckars Richtung Lauffen, den Schilfsandsteinbruch beim Jägerhaus, den Altneckar bei Horkheim und die Frankenbacher Schotter. 

Wichtiger Schutz: Auf den Wegen bleiben

Damit das Köpfertal in seiner Vielfalt erhalten bleibt, bittet Riexinger um Respekt vor der Natur. Besucherinnen und Besucher sollen auf den Wegen bleiben, „von dort ist viel Spannendes zu entdecken“. Das Pflücken von Pflanzen oder das Stören von Tieren sei im Naturschutzgebiet verboten – damit das Tal auch die nächsten Jahrzehnte Besucherinnen und Besucher in seinen Bann ziehen kann.

Datum: 11. März 2025