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Der Wein ist in Heilbronn im Mittelpunkt
Dankbarkeit und nachdenkliche Worte beim Weinlesefest am Wartberg
Das traditionelle Weinlesefest am Wartberg bietet seinen Gästen einen herrlichen Blick über die ganz im Grünen und am Neckar liegende Stadt. Es gibt Nachdenkliches zur aktuellen Situation im Weinbau und von Oberbürgermeister Harry Mergel Worte der Dankbarkeit, für die von der Natur außerordentlich privilegierte Stadt, deren Weinberge hier weit mehr sind, als eine attraktive Kulisse. Sie sind der Rahmen für die gewachsene Weinkultur, die hier zuhause ist und die Menschen seit Jahrhunderten zusammenführt.
„Wir möchten die kommenden Generationen mit dem Kulturgut Wein in Berührung bringen und den Funken der Weinbaukultur bereits früh überspringen lassen“, betont Steffen Schoch, Geschäftsführer der veranstaltenden Heilbronn Marketing GmbH und des Vereins „Wir für Heilbronn e.V.“, als er mit der traditionellen Traubenpresse an der historischen Baumkelter das Weinlesefest eröffnet. Viele Kinder sind mit Begeisterung dabei, um den „neuen süßen Wein“, erst geraspelt und dann frisch gepresst, aus der riesigen historischen Baumkelter zu erhaschen, den Daniel Drautz, Geschäftsführer der Genossenschaftskellerei Heilbronn und Wengerter Martin Heinrich mit Team zusammen mit dem Heilbronner Käthchen Enni Wielsch aus steinernen Krügen in kleinen Gläschen ausschenken. Bei der gemeinsamen Wanderung über den Wein Panorama Weg, geführt von Ulrich Drautz, dem Aufsichtsratschef der Genossenschaftskellerei, lernen die Teilnehmer, unter Ihnen auch Gäste aus Texas und dem Rheinland viel Neues über Heilbronn und die bewegte Weinbaugeschichte kennen. „Ich kann es gar nicht verstehen, dass die Heilbronner so kritisch mit ihrer Stadt sind“, sagt ein ehemaliger Manager eines Weltkonzerns aus dem Rheinland, der mit seinen Kindern und Enkeln zufällig auf das Weinlesefest aufmerksam wurde und kurzerhand die letzten Spätsommersonnenstrahlen zu einem Familienausflug nach Heilbronn nutzte.
Punkt 15 Uhr läuten die Glocken der Heilbronner Nordstadtkirchen und kündigen den Beginn des Ökumenischen Gottesdienstes von Dekan Christoph Baisch (Kiliansgemeinde) und Pfarrer Markus Pfeiffer (St. Augustinus) an, bei dem das Zitat „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ aus Psalm 104 natürlich nicht fehlen durfte. Der Posaunenchor stimmte an mit dem Stück „Nun danket all und bringet Ehr“ und die Chorgemeinschaft Urbanus dankte mit kräftigen Männerstimmen und dem Lied „Herr, deine Güte reicht so weit.“ für eine gute Ernte in einem schwierigen Weinjahr.
Auch bei den folgenden Reden konnten die kritischen Töne über die allgemeine Situation im Weinbau nicht ausbleiben. Strukturelle Veränderungen, Kostendruck, Personalmangel und brachliegende Flächen seien ebenso sichtbarer Teil der Veränderungen, wie die weltweite Übermengenproduktion und der Preisverfall für das Kulturgut Wein, so die Redner. Gleichwohl zeigte der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaftskellerei Heilbronn, Justin Kircher, seine Freunde über die schönen, gesunden und reifen Trauben in diesem Jahr. Oberbürgermeister Harry Mergel bestätigte, dass Goethe beim Heilbronn-Besuch 1797 mit seinem Zitat: „Alles was man übersieht ist fruchtbar. Das nächste sind Weinberge und die Stadt selbst liegt in einer großen grünen Masse von Gärten. Es gibt den Anblick von einem ruhigen breiten hinreichenden Genuss.“ recht hatte, und dabei wäre er noch nicht einmal an der Neckar- oder Genussmeile gewesen, die sich in der Innenstadt auch wegen des Wein Pavillons zum wahren Magneten für die Menschen entwickelt habe. „Der Wein und die Reben prägen die Festkultur in unserer Stadt“, so Harry Mergel, der sich einen Flickenteppich nicht bewirtschafteter Rebflächen am Wartberg erst gar nicht vorstellen wollte. „Nur wenn wir die Weinkultur erhalten, dann macht die Arbeit der Wengerter Sinn“, betonte Peter Albrecht, der Vize-Präsident des Weinbauverbands Württemberg und erinnerte an den kürzlich verstorbenen und postum zum Ehrenpräsidenten ernannten Hermann Hohl. Und auch die Württembergische Weinprinzessin Jule Mayr bestätigte, dass sie einen so schönen Ausblick wie hier vom Wartberg lange nicht hatte bei ihren Auftritten. Und Enni Wielsch, das amtierende Heilbronner Käthchen, schloss mit den Worten: „Auf dem Wartberg, da wächst der Wein. Heilbronns Stolz, so klar und rein. Ein Schluck für jeden, der ihn mag. Ein Hoch auf diesen schönen Tag.“
Mit dem Kulturprogramm „Wartberg Auslese“, vorgetragen von Christel Heinrich und Karin Rechkemmer, wird der ein oder andere Fakt unter dem Motto „Bitte zu Ende denken!“ ein bisschen spitzzüngig oder satirisch beleuchtet, was zur allgemeinen Erheiterung beiträgt. Steffen Schoch überreicht den beiden zum Dank wunderschöne Sträuße und schließt mit den Worten: „Vergesst das Trinken nicht!“
Zum Abschluss des Spätsommertages wie aus dem Bilderbuch lauschten die gutgelaunten Gäste von jung bis alt, bei gutem Wein, zünftigem Vesper und einzigartiger Kulisse dem Musiker und Songwriter Julian Pförtner, der dem Tag einen eindrucksvollen Abschluss gab.