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Intelligent und klimafreundlich mobil

Gemeinderat entscheidet über Mobilitätskonzept

„Unser Ziel ist es, die verkehrsbedingten Belastungen für Mensch und Umwelt deutlich zu reduzieren. Dafür wollen wir alle umweltfreundlichen Verkehrsarten stärken und den Kfz-Verkehr minimieren“, sagte Bürgermeister Wilfried Hajek heute bei einem Pressegespräch zur Vorstellung des Mobilitätskonzeptes der Stadt Heilbronn. Nach dreijähriger Vorarbeit konnte das über 200 Seiten starke Konzept heute in den Gemeinderat eingebracht werden. Bei seiner nächsten Sitzung im November wird der Gemeinderat voraussichtlich über das Konzept entscheiden. Dabei wird es auch darum gehen, welchen Beitrag das Konzept zum Klimaschutz leisten soll.

Das Mobilitätskonzept definiert neun strategische Ziele mit insgesamt 43 Maßnahmen. Die Ziele sind: Lebenswerte Stadt; Mobil zu Fuß; Mobil mit dem Rad; Mobil mit Bus und Bahn; Nachhaltige, vernetzte, neue Mobilität; Mobil mit dem Pkw; Optimierung der Wirtschaftsverkehre; Mobilitätsmanagement; Öffentlichkeitsarbeit. Damit umfasst das Konzept alle Verkehrsarten, einschließlich neuen Mobilitätsformen wie Carsharing, E-Mobilität und Fahrradverleihsysteme, sowie deren intelligente Verzahnung. Alle Ziele und Maßnahmen sind wiederum drei Leitzielen untergeordnet: dem ökonomischen Leitziel „Sicherstellung der Erreichbarkeit“, dem ökologischen Leitziel „Schaffung eines umweltverträglichen Verkehrs“ und dem sozialen Leitziel „Sicherstellung der Mobilität jedes Einzelnen“.

Die Maßnahmen sind unterschiedlich gewichtet. 21 Maßnahmen haben die Priorität eins, zwölf die Priorität zwei und zehn Maßnahmen die Priorität drei. Je höher die Priorität, umso lohnenswerter die Umsetzung zur CO2-Einsparung, und damit zum Klimaschutz. Als besonders wirkungsvoll in Hinblick auf den Schutz des Klimas bewertet das Konzept etwa die Einführung und Ausweitung des betrieblichen und kommunalen Mobilitätsmanagements, die Verbesserung der ÖPNV-Taktung sowie die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit.

Weniger Autos, mehr Fußgänger, Radfahrer
und Bus- und Bahnfahrer

Alle Maßnahmen sollen auch mit dazu beitragen, dass im Jahr 2030 elf Prozent weniger Wege mit dem Pkw zurückgelegt werden als im Jahr 2015. Dafür sollen entsprechend mehr Menschen zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn unterwegs sind. Der Umweltverbund würde damit auf einen Anteil von 50 Prozent wachsen, verteilt auf 20 Prozent Fußgänger (2015: 18 Prozent), 15 Prozent ÖPNV-Nutzer (10 Prozent) und 13 Prozent Radfahrer (10 Prozent). Die Zahl der E-Bike oder Pedelec-Nutzer würde sich von einem auf zwei Prozent verdoppeln. Zudem geht das Konzept davon aus, dass bereits 21 Prozent der Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb versehen sind.

Innerhalb der Klimaschutz-Strategie der Stadt Heilbronn – voraussichtlich im ersten Quartal 2020 wird dem Gemeinderat der Masterplan Klimaschutz vorgestellt – stellt das Mobilitätskonzept einen wichtigen Bestandteil dar. Bund und Land wollen bezogen auf den Verkehrssektor die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 40 bis 42 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduzieren. Bei schneller und vollständiger Umsetzung der Maßnahmen des Mobilitätskonzeptes könnte die Stadt Heilbronn zu diesen übergeordneten klimapolitischen Zielen ihren Beitrag dazu leisten.

„Dieses Ziel lässt sich aber nur erreichen, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen“, appelliert Hajek an Gemeinderat, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft, ihren Beitrag zur Verkehrswende zu leisten.

Zur Überwachung der verkehrspolitischen Ziele und Klimaschutzziele des Mobilitätskonzeptes schlägt die Verwaltung vor, ein Mobilitätscontrolling im Amt für Straßenwesen aufzubauen.

Erstellt wurde das Konzept von den Büros SSP Consult, Beratende Ingenieure GmbH aus Stuttgart und BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung aus Aachen. Als Teil des Klimaschutzkonzeptes wurde es aus der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.

Bereits im Jahr 2015 wurden als Grundlage für das Mobilitätskonzept umfangreiche Verkehrserhebungen durchgeführt. Fünf weitere Phasen folgten, bei denen die Bürgerschaft intensiv beteiligt wurde. Das Mobilitätskonzept löst den Gesamtverkehrsplan aus dem Jahr 2005 ab.

Zahlreiche Maßnahmen in der Umsetzung -
Götzenturmbrücke wird autofrei

„Auch wenn das Mobilitätskonzept noch den Gemeinderat durchläuft, sind bereits jetzt zahlreiche Maßnahmen im Sinne des Mobilitätskonzeptes in der Umsetzung oder in der weiteren Planung“, erklärt Christiane Ehrhardt, Leiterin des Amts für Straßenwesen. Grund ist, dass in das Mobilitätskonzept auch zahlreiche bestehende Konzepte wie das Fußwegekonzept, der Radverkehrsplan, das Radroutenkonzept, der Masterplan Nachhaltige Mobilität oder auch das Verkehrskonzept für das Stadtquartier Neckarbogen eingeflossen sind.

Die Kranenstraße bleibt auch nach der BUGA eine reine Fuß- und Radwegeverbindung von der Innenstadt zum Neckarbogen und weiter bis zum Wohlgelegen. Ebenfalls zum Fuß- und Radweg wird die Götzenturmbrücke. Ab Januar 2020 soll sie zunächst testweise für ein Jahr autofrei sein. „Damit entsteht eine neue, attraktive Radverkehrsachse westlich des Neckars“, freut sich der bekennende Radfan Hajek.

Bis zum Jahresende wird weiter an der Radroute Ost gebaut. Sie schafft eine durchgängige Verbindung vom Heilbronner Osten in die Innenstadt, und zwar über eine nördliche Achse, die Karlstraße, und eine südliche Achse, die Bismarck- und Titotstraße. Diese Südachse wird aktuell in eine Fahrradstraße umgewandelt. Nach der Badstraße und der Steinstraße ist die Titot-/Bismarckstraße dann die dritte Fahrradstraße in Heilbronn. Hier sind Radfahrer vor dem Kraftfahrzeugverkehr bevorrechtigt.

Immer mehr
Ladesäulen für E-Autos

Auch die Förderung der E-Mobilität ist bereits angelaufen. Über das Förderprogramm „LINOx BW – Aufbau von Ladeinfrastruktur zur Reduktion der NOx-Belastungen in Baden-Württemberg“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie profitiert Heilbronn beim Aufbau von E-Ladesäulen. So konnten die Stadtwerke Heilbronn beispielsweise die Parkhäuser am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen und Bollwerksturm mit insgesamt 26 Ladepunkten ausstatten. Noch bis zum 31. Oktober können Unternehmen, öffentliche Einrichtungen oder sonstige juristische Personen Förderungen für den kurzfristigen Aufbau von Ladeinfrastruktur im halb-öffentlichen, öffentlich nicht zugänglichen und privaten Raum beim Verband Region Stuttgart beantragen.

Ab dem kommenden Jahr gibt die Stadt Heilbronn zudem die Fußgängerzonen für E-Tretroller frei. Die elektrisch angetriebenen Roller werden vor allem als praktisches und umweltfreundliches Verkehrsmittel für den letzten Kilometer von zu Hause zur nächsten ÖPNV-Haltestelle und von dort zur Arbeitsstelle und zurück angesehen. E-Tretroller machen damit auch den ÖPNV attraktiver.

An Adventssamstagen kostenlos
mit Bus und Bahn unterwegs

Beim ÖPNV konzentrieren sich die Veränderungen auf eine Umstellung der Busflotte auf Euro VI. Die Stadtwerke haben zudem bereits einen ersten E-Bus im Einsatz, um Erfahrungen mit diesem zu sammeln. Zugleich sollen mehr Bürger und Bürgerinnen zum Umstieg auf den Bus motiviert werden. Einen Beitrag dazu haben bereits die Kombitarife mit der BUGA geleistet. An den vier Adventssamstagen wird das Bus- und Bahnfahren im HNV-Gebiet der Stadt Heilbronn und der Landkreise Heilbronn und Hohenlohe sogar komplett kostenlos sein.

Bessere Steuerung
des Kfz-Verkehrs

Ein Ziel des Mobilitätskonzeptes ist es, den Kfz-Verkehr besser zu steuern, um beispielsweise Stau oder Parksuchverkehr zu vermeiden. So plant das Amt für Straßenwesen den Aufbau eines dynamischen Park- und Verkehrssystems. Dieses soll das bisherige Parkleitsystem ersetzen, das sich auf die Anzeige der freien Plätze in den Parkhäusern beschränkt. Das neue System soll den Verkehr hingegen gezielt in bestimmte Parkhäuser leiten können, beispielsweise bei Großveranstaltungen.

Weitere Veränderungen durch
Lärmschutz und Luftreinhaltung

Zeitgleich mit dem Mobilitätskonzept befasst sich der Gemeinderat mit dem Lärmaktionsplan der Stufe III. Auch dieser umfasst Maßnahmen, die dem Handlungsfeld „Lebenswerte Stadt“ des Mobilitätskonzeptes zugutekommt. Zur Lärmminderung werden auf der Wilhelmstraße, der Südstraße, der Oststraße und der Weinsberger Straße (zwischen Konrad-Adenauer-Platz und Allee) Tempo 40 angeordnet. Auf der Weinsberger Straße erfolgt dies bereits Ende Oktober. Dabei geht es auch darum, die Stickoxidwerte zu senken, die hier regelmäßig die Jahresgrenzwerte überschreiten. Zu diesem Zweck wird die Aufstellung von 20 Luftfiltersäulen auf der Weinsberger Straße erprobt. Auf den übrigen drei Straßen soll Tempo 40 im Laufe des Jahres 2020 angeordnet werden. Vorab sind noch Änderungen an den Ampelanlagen notwendig. „Außer beim Lärmschutz und bei der Luftreinhaltung versprechen wir uns auch eine Verbesserung des Verkehrsflusses durch die Temporeduzierung“, so Christiane Ehrhardt. Die Aufbringung von lärmminderndem Asphalt ist auf der Theodor-Heuss-Straße, der Südstraße, der Wilhelm-Leuschner-Straße und der Oststraße vorgesehen.