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Gedenkkonzept für KZ Neckargartach
Arbeitslager und nahegelegener Friedhof werden verbunden
Am 1. April jeden Jahres gedenkt Oberbürgermeister Harry Mergel auf dem KZ-Friedhof in Neckargartach der Auflösung des Lagers im Jahr 1945 und legt am Mahnmal mit den Namen der Toten einen Kranz nieder. Zum 80. Jahrestag will die Stadt nun ein Gedenkkonzept realisieren, das den KZ-Friedhof auf der Anhöhe zwischen dem Gewann Werthalde und Hüttenäcker und das nahegelegene ehemalige Arbeitslager Steinbock an der Böllinger Straße zusammenführt. In diesem Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass mussten Häftlinge bis in die letzten Kriegstage Zwangsarbeit für die SS sowie für staatliche und private Betriebe vor Ort verrichten.
Nach der Vorstellung im Verwaltungsausschuss am Montag, 13. Januar, soll die Umsetzung des Konzepts bereits im Februar beginnen und noch im 80. Jubiläumsjahr fertiggestellt sein.
Der KZ-Friedhof wird in seiner jetzigen Ausgestaltung belassen. Bisher weist allerdings nur ein unscheinbares Straßenschild den Weg zu den schmalen Treppen, die zu ihm hinaufführen. Künftig wird eine einladende Eingangssituation mit einem Portal aus Cortenstahl auf den Zugang aufmerksam machen, auf dem auch über den Gedenkort informiert wird.
An der nahe gelegenen Kreuzung Böllinger Straße / Mosbacher Straße symbolisieren ebenfalls Cortenstahlelemente die Dimension der ehemaligen Lagerbauten, von denen nichts mehr übrig ist. Anstelle der Baracken haben sich längst Gewerbebetriebe angesiedelt. Farbige, in den Straßenraum hineinragende Bodenflächen sollen künftig markieren, wo die einstigen Baracken des Lagers standen und der trennende Grenzzaun entlangführte.
Auf den Wandelementen sind eine kurze Erläuterung und Zitate von Zeitzeugen zu lesen. QR-Codes führen auf eine Homepage des Stadtarchivs, auf der die Geschichte ausführlich aufgearbeitet sein wird mit Zeitzeugenberichten, Scans von Dokumenten und Fotos. Übersichtslagepläne und eine Modellstele zeigen den Besucherinnen und Besuchern die Lage im Raum, sowie den Bezug des KZ Außenlagers Steinbock zu den industriell genutzten Lagern im Neckartal, sowie das Hauptlager Natzweiler-Struthof.
Das Konzept haben Grünflächenamt und Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Agentur gruppesepia erarbeitet. Der Impuls zur Sichtbarmachung des Lagers ist in einer Koordinationsgruppe bei Oberbürgermeister Harry Mergel unter Beteiligung der Initiative Gedenkstätte KZ-Heilbronn-Neckargartach entstanden. Die Initiative ist Mitglied im Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V. (VGKN.eu), zu dem auch die Gedenkorte Kochendorf und Neckarelz gehören.
Die Maßnahmen an den symbolträchtigen historischen Orten werden in Zusammenarbeit mit dem Amt für Straßenwesen und dem Betriebsamt der Stadt Heilbronn durchgeführt. In diesem Zuge werden auch Anpassungen im baulichen Bestand vorgenommen, wie die Verkehrssicherheit der Treppenanlage oder die Zugänglichkeit zum Friedhof über den Feldweg.
Die kleine Friedhofsanlage war bereits im Jahr 1946 von einer Bürgerinitiative in Neckargartach an der Stelle des Massengrabs mit den menschlichen Überresten von KZ-Häftlingen errichtet worden. Mittlerweile steht der Friedhof unter Denkmalschutz, auf einer Bronzetafel sind Namen der Toten zu lesen. Das Lager war im Sommer 1944 errichtet und beim Vormarsch der alliierten Truppen in den letzten Kriegstagen ins KZ Dachau „evakuiert“ worden.
Zum 80. Jahrestag wird das Stadtarchiv eine Publikation von Dr. Heinz Risel über das KZ Heilbronn-Neckargartach in einer überarbeiteten Neuauflage veröffentlichen.