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Eine Stadt gedenkt ihrer Zerstörung
Am 4. Dezember vor 75 Jahren: Bombenangriff auf Heilbronn
Vor 75 Jahren stand Heilbronn in Flammen: Am Mittwoch, 4. Dezember, jährt sich der Luftangriff auf die Stadt. Neben der traditionellen Gedenkveranstaltung auf dem Ehrenfriedhof gibt es weitere Veranstaltungen, die an die Bombardierung erinnern.
„Jedes Jahr schmerzt unsere Stadt der Bombenangriff von 1944 als Folge nationalsozialistischer Diktatur aufs Neue“, sagt Oberbürgermeister Harry Mergel. „Die Erinnerung an das Leid in Heilbronn vor 75 Jahren warnt uns vor jeglichen nationalistischen Tendenzen in Europa und auf der Welt.“
Am Vorabend, Dienstag, 3. Dezember, 19 Uhr, findet im Deutschordensmünster ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt, den Pfarrer Roland Rossnagel und Pfarrer Jörg Eiding halten. Im Gottesdienst spricht Stadtarchiv-Direktor Professor Dr. Christhard Schrenk über „Der 4. Dezember 1944 - aus Kinderperspektive betrachtet“. Die Feier wird musikalisch vom Collegium vocale am Deutschordensmünster mit Werken von Arvo Pärt und Alois Kohler sowie Kirchenmusikdirektor Michael Saum an der Orgel gestaltet.
Am Mittwoch, 4. Dezember, 15 Uhr wird auf dem Ehrenfriedhof (Köpfertal) im offiziellen Rahmen der Toten gedacht. Die Ansprachen halten OB Harry Mergel und Pfarrer Roland Rossnagel, das Schlussgebet spricht Dekan Christoph Baisch. Eine halbe Stunde vor Beginn spielt der Posaunenchor Heilbronn. Es singen Mitglieder des Augustinuschores und des Chores am Deutschordensmünster.
Die Verkehrsbetriebe richten für den Anlass wieder einen Busverkehr ein: Um 14.25 und 14.40 Uhr fahren ab der Haltestelle Harmonie-Ost Sonderbusse zum Trappensee, um 14.30 Uhr auch die Linie 1. Die Rückfahrt ab der Haltestelle Trappensee erfolgt um 15.43 und 16.11 Uhr mit der Linie 1 sowie zusätzlich um 15.50 Uhr mit einem Sonderbus. Zwischen Trappensee und Ehrenfriedhof pendelt ein Kleinbus.
Vielfältiges Gedenken am 4. Dezember
Zum Gedenken an den Luftangriff läuten am Mittwoch, 4. Dezember, zweimal die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen im Stadtkreis: Um 15.05 Uhr und um 19.20 Uhr. Der Weihnachtsmarkt schließt bereits um 19 Uhr. In einem Gottesdienst am 4. Dezember, 18.30 Uhr, gedenken Jugendliche in der Nikolaikirche. Traditionell findet um 20 Uhr das Gedenkkonzert des Philharmonischen Chors in der Kilianskirche statt - in diesem Jahr mit „Missa solemnis“ sowie einer Komposition von Hans-Günther Bunz (eintrittspflichtig).
Das Stadtarchiv lädt am Jahrestag um 17.30 Uhr zur Filmpremiere „Feuersturm. Der Luftkrieg in Heilbronn 1944/1945“ ins Haus der Stadtgeschichte ein. Weitere Vorführungen sind um 18, 18.30, 19 und 19.30 Uhr. Dort sind auch die Sonderausstellungen „Feuersturm - aus der Sammlung des Stadtarchivs“ und „Fotografien des Feuersturms - Max Richard Platte und seine Aufnahmen vom 4. Dezember 1944“ zu sehen. Archiv-Mitarbeiter beantworten bis 20 Uhr Fragen.
In der städtischen Ehrenhalle ist am Gedenktag von 10.30 bis 17 Uhr eine Klanginstallation von Lothar Heinle zu hören. Um 17 Uhr hält Dr. Erhard Jöst als Vertreter des Friedensrats Heilbronn dort eine Ansprache. Zudem präsentiert das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in der Ehrenhalle, 14.30 bis 17.30 Uhr, Gedanken zur dortigen Inschrift. Im Künstlergespräch um 17.30 Uhr stellt Peter Riek sein Werk „Gras wachsen lassen“ vor.
Schulisches Engagement
Der Heilbronner Friedensweg soll am 4. Dezember zum Erinnern, Erleben und Bewegen anregen. Eine ökumenische Gruppe aus Religionsvertretern und Heilbronner Schulen haben drei Stationen gestaltet:
Station 1: „Erinnern“, 19 bis 19.50 Uhr, Innenhof Deutschhof. Das Mönchseegymnasium veranstaltet eine Mahnwache mit Kerzen. Es werden Bilder aus dem Stadtarchiv an der Gebäudefassade gezeigt. Nach einem Glockenläuten laufen alle zur Nikolaikirche. In der Kirchbrunnenstraße bilden Schülerinnen und Schüler des Justinus-Kerner-Gymnasiums ein Gedenkspalier und zeigen Schilder mit Namen der Opfer.
Station 2: „Bewegen“, 19.50 bis 20.45 Uhr, Nikolaikirche. Die Dammrealschule veranstaltet ein Zeitzeugen-Gespräch. Nach einem Liedersingen geht es gemeinsam zum Bildungscampus.
Station 3: „Gemeinsamer Abschluss“, 21 bis 21.30 Uhr, Bildungscampus. Schirmherrin Sibel Kekilli sendet eine Videobotschaft. Der Jugendgemeinderat gibt ein Statement für ein friedliches Zusammenleben ab. Mit einem Friedensgebet endet der Rundgang. Schülerinnen und Schüler der Heinrich-von-Kleist-Realschule verteilen bereits ab Montag, 2. Dezember, Karten in der Innenstadt, die zum Gedenken einladen.
Weitere Aktionen während der ganzen Woche
Während der gesamten Woche sind weitere Aktionen zum Gedenktag geplant. Unter dem Titel „Spurensuche 4. Dezember“ zeigt die Volkshochschule Heilbronn (VHS) eine Foto-Ausstellung. Die Vernissage findet am Montag, 2. Dezember, 18.30 Uhr, in der VHS-Galerie statt. Die Werke zeigen noch heute im Stadtbild sichtbare Narben der Zerstörung Heilbronns von 1944. Die Werke sind aus dem Fotografie-Kurs von Michael Scheerle und mit der Unterstützung von Dr. Joachim Hennze von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt entstanden.
Multimediales Gedenken ermöglicht die Stadtbibliothek Heilbronn Besucherinnen und Besuchern von Dienstag, 3. Dezember, bis Samstag, 7. Dezember, jeweils von 10 bis 19 Uhr. Eine von der Stadtbibliothek bereitgestellte App zeigt Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg per Hologramm. Zudem steht für Besucher eine Medienauswahl zum Stöbern bereit, bestehend aus Büchern, CDs oder DVDs.
Die „Auswirkungen von Krieg auf überlebende Nachkommen“ erörtert der Impulsvortrag des Psychologen Thomas von Stosch, der sich mit Kriegstraumata beschäftigt. Die Stabsstelle Partizipation und Integration organisiert diese Veranstaltung am Donnerstag, 5. Dezember, 19.30 Uhr, im Deutschhofkeller. Stabsstellenleiterin Roswitha Keicher moderiert im Anschluss an den Vortrag eine Podiumsdiskussion mit Bürgerinnen und Bürgern, die Zeuge kriegerischer Auseinandersetzungen geworden sind. Der Eintritt ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Zum Abschluss der Gedenkwoche lädt Landesbischof Frank Otfried July am Sonntag, 8. Dezember, 10 Uhr, zur Messe in die Kilianskirche ein.