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Gärtnern mit Köpfchen – natürlich schön

Farbenfrohe Beete für die Stadt: Von Wetterprognosen bis Pflanzenschutz

Wie das Team der Stadtgärtnerei mit nachhaltigen Methoden für blühende Beete sorgt: weniger Torf, natürliche Dünger und Raubmilben statt Chemie. Warum das nicht nur Bienen hilft, sondern auch die Stadt schöner und sauberer macht.

Donnerstags checkt Nicola Krauth das Agrarwetter für die nächsten Tage.  Informationen zu Temperatur, Licht, Niederschlag und Wind sind für die städtische Gärtnerei wichtig, so die Diplom-Ingenieurin für Gartenbau vom Grünflächenamt. Von diesen Wetterdaten ist das Team von Gärtnermeister Mike Gollner in der Stadtgärtnerei in den Böllinger Höfen abhängig. Der Frühling steht in den Startlöchern und so herrscht hier gerade Hochbetrieb. In dem großen Gewächshaus werden Stiefmütterchen – botanisch auch Violas genannt – Goldlack in Violett und Gelb sowie leuchtendes Everillo Grass für die zahlreichen Beete in allen neun Stadtteilen vorbereitet. Tulpen in den Farben Gelb, Violett und Cremeweiß ergänzen den Farbreigen.

Torfanteil im Substratdeutlich reduziert

Dass auch beim sogenannten Wechselflor, das sind die zweimal im Jahr wechselnden blüten- und farbenreichen Bepflanzungen an repräsentativen Orten in der Stadt, auf Nachhaltigkeit Wert gelegt wird, erklärt Nicola Krauth. „Wir achten auf Blütenpflanzen mit offenen Blüten, damit Insekten eine Nahrungsquelle geboten wird“, so die Projektkoordinatorin.  

Der Anspruch eines nachhaltigeren und naturnäheren Wechselflors setzt aber bereits bei der Pflanzenerde an. „Wir haben den Torfanteil in unserem Substrat deutlich reduziert“, so Mike Gollner. „Stattdessen verwenden wir heute Kompost, Substratfasern und Kokosmark.“ Der Torfabbau schadet einem wichtigen Ökosystem. Denn Torfmoore speichern Kohlenstoff und bieten Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Bei der Gewinnung werden sie entwässert und setzen Treibhausgase frei. 

Schafwollpellets, Horngrieß und mehr

Zur Verbesserung der Bodenqualität und damit die Pflanzen kräftiger wachsen, verwendet die Stadtgärtnerei seit einigen Jahren sogenannte effektive Mikroorganismen. „Sie verbessern die Bodenqualität, fördern das Pflanzenwachstum und stärken die Widerstandskraft der Pflanzen gegen Krankheiten, indem sie nützliche Mikroorganismen vermehren und schädliche verdrängen“, erklärt Nicola Krauth die Mischung aus nützlichen Bakterien, Hefen und Pilzen. Statt mineralischer Düngemittel nutzt Mike Gollner Schafwollpellets, Horngrieß und -mehl als organische Dünger, die in unterschiedlicher Geschwindigkeit Stickstoff freisetzen, die Bodenstruktur verbessern und das Pflanzenwachstum nachhaltig fördern.

Natürliche Feinde in der Schädlingsbekämpfung

Auch bei der Schädlingsbekämpfung setzt die Stadtgärterei auf die Intelligenz der Natur. „Wir arbeiten mit Nützlingen wie beispielsweise Raubmilben“, erklärt Mike Gollner, Leiter der Stadtgärtnerei. „In dem Fall werden Weichhaut- und Spinnmilben durch natürliche Gegenspieler ausgebremst und minimiert.“ Die Gärtnerinnen und Gärtner können dadurch auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten. Die natürlichen Feinde werden handlich in kleinen Tüten geliefert, die der 30-Jährige zwischen den Pflanzen aufhängt. Die Raubmilben schlüpfen dann im Gewächshaus, breiten sich aus und fressen den Schädling. „Und helfen uns, die Population der Schaderreger im Griff zu behalten“, so Gollner. 

Weniger Vandalismus in gepflegten Beeten

Nicht nur Bienen, Hummeln und Marienkäfer profitieren von den jetzt wieder farbenfrohen Blumenbeeten in der Innenstadt. Auch bei uns Menschen heben sie die Stimmung, reduzieren Stress und fördern das Wohlbefinden sowie die Kreativität. „Bereits beim Pflanzen bekommen unsere Kolleginnen und Kollegen positives Feedback aus der Bevölkerung“, weiß Nicola Krauth zu berichten. Und noch einen Effekt hätten die gepflegten Beete: „Wir stellen fest, dass es deutlich weniger Vandalismus gibt und auch weniger Müll zwischen die Blumen geworfen wird“, so Krauth. „Wenn es schön aussieht, gehen die Leute sorgsamer damit um.“ 

Datum: 20. März 2025